Malen öffnet Türen
Wir arbeiten eng mit den Kindertransplantationskliniken zusammen. Gerade für organkranke und transplantierte Kinder und ihre Familien ist eine psychosoziale Begleitung wichtig. Sie wird aber selten von unserem Gesundheitssystem abgedeckt. KiO hat deswegen ein Zuschussprogramm für Kinderkliniken, Institutionen und Trägervereine aufgelegt. So ist auch die Kunsttherapie für die kleinen lungenkranken beziehungsweise lungentransplantierten Patienten in der Pädiatrischen Pneumonologie der Medizinischen Hochschule Hannover möglich. Mittwochs freuen sie sich, wenn Kunsttherapeutin Anne Nissen mit ihrem bunten Malwagen mit Farben, Pinseln, Stiften, bunten Papieren und Leinwänden zum Malen kommt. Anne Nissen erläutert ihre Arbeit sehr eindrücklich: „Das befreiende und entspannende kreative Arbeiten mobilisiert oft Ressourcen, mit denen belastende Situationen im fremdbestimmten Klinikalltag besser bewältigt und Heilungsprozesse unterstützt werden können. Auch kann es bei introvertierten und mental zurückgezogenen Patientinnen und Patienten ein Türchen öffnen. Beim Malen braucht man nicht zu sprechen, da sprechen die Farben und das Bild. Gemalte Bilder spiegeln meist eine Art inneres Selbstporträt wider, Gefühle werden in symbolischer Form sicht- und spürbar.“
Wir dokumentierten hier einige der Arbeiten aus Hannover (alle Namen geändert):
Anna hatte Freude am Malen. Aufgrund ihrer schweren chronischen Erkrankung war die 12-Jährige in ihrer körperlichen Entwicklung verzögert. Eine Lungentransplantation sollte mit Hilfe von Therapie und Medikamenten noch hinausgezögert werden. Im Gegensatz zu Annas filigraner Erscheinung malte sie in leuchtenden Farben einen kräftigen Baum (symbolisch für Ressourcen oder Rückhalt, zum Beispiel durch Familie), der neben einer kleinen Blüte stand, als wolle er die kleine Blume (möglicherweise symbolisch für Anna) beschützen. Außerdem malte sie noch einen Gärtner (möglicherweise symbolisch für Ärzte und Pflegekräfte), der den Garten pflegte und gesund hielt.
Der 8-jährige lungenkranke Thorben war zunächst misstrauisch. Schließlich wurde er neugierig und malte mit Pinsel und flüssiger Farbe. Zu seinem Bild meinte er: „So sieht das hier im Zimmer aus. Das ist der Tisch, da drauf liegen ein Apfel, eine Birne und eine Möhre. Mama ist das in grün, sie trinkt Kaffee, ich bin das in blau.“ Thorbens Fokus scheint das unmittelbare Umfeld zu sein, die Mutter als Sicherheitsanker immer in seiner Nähe
Die 16-jährige transplantierte Paula beschrieb ihr Bild so: „Eine Person steht im Wasser. Der dunkle Hintergrund versucht von ihr Besitz zu nehmen, ist schon an ihrer Schulter. Die Person ignoriert es und schaut sich das schöne Feuerwerk an. Die Figur sieht entspannt aus. Das Feuerwerk sprüht Funken, die Figur versucht sich zu retten, indem sie ins Wasser taucht.“
Die schwer lungenkranke Lena (16) wirkte introvertiert, konnte sich aber gut auf das Malen einlassen. Es entstand eine stille, melancholische Landschaft mit Vollmond und ruhigem Wasser. Lena meinte, das Malen sei wohltuend und hätte sie entspannt.